Pechschwarze Nacht legt sich über das Land - wenn es denn so wäre! Fakt ist, dass die Nacht immer mehr von ihrer dunklen Seite an die Wächter des künstlichen Lichts abgeben muss. Beleuchtete Gebäude, Reklametafeln, Schaufenster, Häuser und Straßenlaternen lassen nicht nur die Sterne am Nachthimmel verblassen. Die sogenannte Lichtverschmutzung wirkt sich auch auf Mensch und Umwelt aus.
Ich seh' den Sternenhimmel … nicht!
Die große Konjunktion von Saturn und Jupiter am 21. Dezember 2020 war für viele Astronomie-Fans ein Highlight am Abendhimmel. Eines der wenigen Himmelsereignisse, die nicht vom Lichtdunst der Atmosphäre verschluckt werden. Denn was vielerorts vor rund 30 Jahren noch im Bereich des Möglichen lag, ist für die meisten Menschen in den Großstädten der Welt kaum mehr möglich: die Milchstraße mit bloßem Auge zu sehen. Wer z. B. in Nürnberg in einer klaren Nacht in den Himmel blickt, sieht nur noch wenige Sterne, denn es wird durch die vielen künstlichen Lichtquellen nicht mehr richtig dunkel.

Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wurde 2014 zum Internationalen Sternenpark durch die Dark SkyAssociation ausgezeichnet. Der Sternenpark Rhön fasziniert mit natürlichen Nachtlandschaften und einem sternenreichen Himmel. Besonders beliebt sind die Himmelsschauplätze, auf denen man den Rhöner Sternenhimmel selbst erkunden kann. Ganz ohne Lichtverschmutzung.

Je größer, je heller: Über manchen Städten liegt eine Lichtkuppel gigantischen Ausmaßes.

Je näher man den Städten kommt, desto heller wird der Nachthimmel und immer weniger Sterne sind zu sehen.
Diese Erfahrung machen z. B. die Mitglieder der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft (NAA) immer wieder. Deshalb weichen sie in die ländliche Gegend aus, um mit ihren Teleskopen und beachtlichen Objektiven der Faszination der Sterne zu erliegen. "Zu unserer Bildungsarbeit für die Öffentlichkeit gehört eben auch der Blick in den Sternenhimmel. Mit der zentralen Lage unserer Regiomontanus Sternwarte sind wir in Nürnberg durch die zunehmende künstliche Beleuchtung im Stadtgebiet aber bei astronomischen Beobachtungen eingeschränkt", erläutert Matthias Gräter, Geschäftsführer der NAA. Jedoch ist Lichtverschmutzung ein Thema, das in der Bevölkerung noch zu wenig präsent ist. Wichtig ist, die Menschen für die Tragweite der Lichtverschmutzung zu sensibilisieren. "Auch die NÜRNBERGER Versicherung haben wir darauf angesprochen, dass die Beleuchtung ihres Geschäftsgebäudes, insbesondere der angestrahlte Business Tower, sich negativ auf unsere Arbeit auswirkt." Mittlerweile hat die NÜRNBERGER die Beleuchtung des Business Towers umgerüstet: Es wurden moderne LED-Strahler angebracht und die Lichtleistung reduziert, so dass die ehemals sehr helle Lichtsäule über dem Turm nun deutlich schwächer ist und die Beobachtungen auf der Sternwarte nicht mehr stört. Außerdem wird die Beleuchtung jetzt schon um 22 Uhr ausgeschaltet und bei besonderen astronomischen Anlässen wird sogar komplett darauf verzichtet.



Spot an: Faszination und Gefahr zugleich
Neben der astronomischen Lichtverschmutzung gibt es aber auch noch die ökologische Lichtverschmutzung. Denn so sehr künstliches Licht Sicherheit und Wohlgefühl oder auch Faszination auf uns ausüben mag - so sehr kann es auch den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus und damit unsere gesamten Ökosysteme beeinflussen. Wissenschaftler begeben sich daher immer häufiger auf Spurensuche in der "gestohlenen Nacht" und durchleuchten die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Pflanzenwelt.
Im Laufe der Evolution haben sich die verschiedenen Organismen an den natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit als Taktgeber von aktiver und passiver Phasen angepasst. Doch während der mit mächtigen Spots beleuchtete Kirchturm eine schöne Erscheinung für den Menschen ist, wird diese unnatürliche Helligkeit für Insekten und Zugvögel zur Todesfalle.
Wie die Motten ins Licht
Dass Motten immer ins Licht fliegen, ist bekannt. Dass sie auch als Nachtarbeiter Blüten bestäuben, eher weniger. Diesen Job können sie aber nicht erledigen, wenn sie in den für sie tödlich attraktiven Laternen mit hohem UV-Lichtanteil verenden. Vereinzelt wurde in Studien aber auch festgestellt, dass ein geringerer UV-Anteil in den Leuchtmitteln tatsächlich weniger Nachtfalter anlockte.
Noch gibt es viel Forschungsbedarf, um die bisherigen Erkenntnisse im Bereich der Fauna und Flora weiter zu untermauern. Aber dass Fröschen das Quaken in der Nähe eines mit Flutlicht beleuchteten Fußballstadions vergeht, Glühwürmchen die eigene Leuchtkraft für die Partnersuche ausgeht, sich das Zooplankton nicht mehr an die Meeresoberfläche wagt oder sich tag- und nachtaktive Tiere bei der Nahrungssuche in die Quere kommen, dürfte alarmierend genug sein. Bei den Forschungsteams hat sich in den vergangenen Jahren bereits eine deutliche Ausweitung auf verschiedene Wissenschaftsbereiche gezeigt. Waren es anfangs "nur" die Astronomen, die sich um die Auswirkungen des elektrischen Lichts sorgten, haben sich inzwischen auch Biologen, Soziologen und Mediziner hinzugesellt.
Um wie viel nimmt die Zahl der künstlichen Beleuchtung jedes Jahr durchschnittlich zu?
Richtig!
Leider falsch!
Wie viele Insekten wurden laut einer Hochrechnung bereits im Jahr 2001 durch die damals 6,8 Millionen Straßenlaternen in Deutschland in der 3-monatigen sommerlichen Flugperiode getötet?
Richtig!
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Wie viele Europäer können die Milchstraße am Himmel nicht sehen?
Richtig!
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Sehr gut! Sie haben alle Fragen richtig beantwortet.
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Schade! Sie haben leider alle Fragen falsch beantwortet.
VermenschLicht - ein Gesundheitsrisiko
Studien lassen vermuten, dass permanent oder periodisch veränderte Lichtverhältnisse durch künstliche Beleuchtung auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können.
- Hormonhaushalt: Die nächtliche Beleuchtung kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. So wird die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin am Abend herausgezögert.
- Fehlender Schlaf: Fehlt das Melatonin, fällt das Einschlafen am Abend und Aufwachen am Morgen schwer. Insgesamt verkürzt sich dadurch die Schlafdauer.
- Chronische Störungen: Chronische Schlafstörungen können wiederum auch Auslöser von Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen und Fettleibigkeit sein.
- Erhöhtes Krebsrisiko: Es wird angenommen, dass durch das fehlende Melatonin der Östrogenspiegel steigt. Zu viel Östrogen ist wiederum ein Risikofaktor für Brustkrebs.
Was Mediziner im Zusammenhang mit der Lichtverschmutzung neben Schlafstörungen und Entstehung von chronischen Erkrankungen beschäftigt, ist die Bedeutung des Schlafhormons Melatonin. Hier scheint ein Dreh- und Angelpunkt zu sein, an dem der menschliche Organismus empfindlich gestört wird. Israelische Forscher fanden z. B. heraus, dass in Gebieten mit hoher Lichtverschmutzung das Risiko deutlich höher ist, an Brust- oder Prostatakrebs zu erkranken. Vermutlich weil die Produktion von Melatonin gehemmt wird, wenn im Schlaf Licht durch die geschlossenen Augen auf die Netzhaut fällt.
Auch die nächtliche Zellerneuerung wurde mit Melatonin in Verbindung gebracht: Diese hemmt maßgeblich das Tumorwachstum. Ein Team der Universität Köln kam zu ähnlichen Ergebnissen bei Schichtarbeiterinnen, deren Brustkrebsrisiko um 30 % höher lag. Hingegen ergibt sich bei Menschen in Grönland oder der Arktis eine deutlich geringere Krebsrate, da sie wegen des Polarlichts in besonders abgedunkelten Räumen schlafen.
Streiflichter
Den Blick für die Auswirkungen der Lichtverschmutzung zu schärfen, ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Dabei kann man selbst die Initiative ergreifen oder Initiativen unterstützen.
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Verlust der Nacht - ein Projekt für Zukunft
Wie wichtig die weitere Erforschung der Lichtverschmutzung ist, zeigt das Projekt "Verlust der Nacht". Dieses wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie von der Berliner Senatsverwaltung finanziert. Hier erforschen Wissenschaftler die ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen der zunehmenden Beleuchtung der Nacht.
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Megawatts für den Weltraum?
Die Lichtverschmutzung nimmt laut Studien pro Jahr um etwa 5 bis 6 Prozent zu. Angesichts dieser Ausmaße liegt es in der Hand von Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen, Städteplanern und jedem Einzelnen von uns, eine der größten Errungenschaften der Menschheit, maßvoll und zielgerichtet einzusetzen. Ins tiefste Mittelalter mit dunklen Gassen will natürlich niemand zurück, aber andere Beleuchtungskonzepte können hier schon viel ändern. Einige Städte gehen mit gutem Beispiel voran und dimmen ihre Straßenlaternen, um weniger Megawatt an Lichtleistung in den Weltraum abzugeben. Aber es gibt noch viel Handlungsbedarf.
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Was können wir gegen Lichtverschmutzung tun?
Künstliches Licht bei Außenbeleuchtungen sollte nur dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist, z. B. um Gefahren vorzubeugen, etwa an Treppen oder Wegen. Auch die eingesetzte Lichtmenge sollte sparsam eingesetzt werden, um eine Überbeleuchtung zu vermeiden.
- Dimmbare Leuchtmittel sowie Zeitschaltuhren, Bewegungsmelder oder Smart-Home-Techniken helfen dabei, unnötige Lichtverschwendung zu vermeiden und obendrein effektiv Energie zu sparen
- Leuchten sollten so ausgerichtet sein, dass Sie nur dorthin strahlen, wo es nötig ist - und nicht in den Himmel oder zur Seite. Dadurch wird die Beleuchtung auch wesentlich effektiver. Bodenstrahler, Skybeamer, Kugelleuchten oder nicht abgeschirmte Röhren erfüllen diese Aspekte z. B. nicht.
- Leuchtmittel mit geringen Ultraviolett (UV)- und Blauanteilen liefern bernsteinfarbenes bis warmweißes Licht
mit Farbtemperaturen von 1800 bis maximal 3000 Kelvin (K) und locken damit nicht so viele Insekten an
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Melatonin - stark und sensibel
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert und dem Körper Ruhephasen signalisiert. Deswegen wird Melatonin auch als Schlafhormon bezeichnet. Es wird aus dem als Glückshormon bekannten Serotonin gebildet und überwiegend abends und nachts ausgeschüttet. Der Körper stellt sich auf Inaktivität und Erholung ein, das Immunsystem wird aktiviert. 1981 untersuchte der amerikanische Schlafforscher Alfred Lewy, welchen Einfluss künstliches Licht in der Nacht auf die Melatonin-Produktion hat. Ergebnis: Die Ausschüttung des Schlafhormons wurde durch die Helligkeit gehemmt.