3 junge Frauen unterschiedlicher Kulturen blicken in die Kamera

Diversity: Potenziale entwickeln und Chancen nutzen.

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Werner Widuckel.

Diversity ist ein Merkmal gesellschaftlicher und individueller Entwicklung, das für unser Leben prägend geworden ist. In diesem Sinne meint Diversity eine wachsende Vielfalt von individuellen Lebensbezügen und sozialen Lebensverhältnissen. Diversity kann man nicht entkommen, man kann nur wählen, wie man mit ihr umgeht. Dies stellt Unternehmen vor die Herausforderung eines Diversity Managements. Der Beginn eines guten Diversity Managements besteht darin, sich zu fragen, was Diversity eigentlich ist.

Die sprachliche Übersetzung von Diversity lautet "Vielfalt". Diese Vielfalt ist allerdings in einem doppelten Sinne zu verstehen: Sie meint Vielfalt der Individuen, aber auch Vielfalt des Individuums. Menschen sind nicht einfach männlich oder weiblich und haben nicht einfach eine Behinderung oder keine. Vielmehr sind die Identitäten vielfältig und komplex. Ein gutes Diversity Management vermeidet, Menschen auf ein Merkmal zu reduzieren. So hat z. B. keine Frau Lust darauf, immer wieder als "die Frau" angesprochen zu werden, und kein Mensch mit einer Behinderung möchte wiederholt hören, wie gut die erbrachte Leistung angesichts der Behinderung doch sei. Diversity Management rückt nicht bestimmte Merkmale, sondern Individualität in den Mittelpunkt. Frauen oder Menschen mit Behinderungen, um bei diesen Beispielen zu bleiben, verfügen über Erfahrungen, Kompetenzen und Motivation in den unterschiedlichsten Tätigkeiten und Rollen. Ein gutes Diversity Management hat diesen Zusammenhang ganzheitlich im Blick.

Vielfalt und Gemeinsamkeit

Mit diesem Verständnis von Vielfalt müssen Unternehmen entscheiden, wie Diversity in ihrer Organisation aussehen soll. Diversity Management stellt einen bestimmten Zusammenhang zwischen Unternehmenszweck, Unternehmenszielen und der Unternehmenskultur her. Unternehmensziele sollen erreichbar gemacht werden und die Unternehmenskultur soll gleichzeitig Diversity als Wert im Unternehmen verankern und das Verhalten im Sinne von Diversity-Freundlichkeit fördern. Diversity Management repräsentiert daher nicht nur Vielfalt als Unterschiedlichkeit, sondern auch Gemeinsamkeit im Sinne geteilter Werte und gemeinsamer Ziele. In diesem Sinne wird Diversity durch ein entsprechendes Management sowohl als kultureller Wert als auch wertschöpfend gestaltet. Es bietet Potenziale, Unternehmen in einer komplexer werdenden Umwelt überlebensfähiger zu machen und gleichzeitig vielfältig werdenden Erwartungen von potenziellen oder bereits aktiven Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Diversity Management - der Weg lohnt sich

Diversity Management ist allerdings keine leichte Herausforderung. Dies zu gestalten verlangt, die gelebte Praxis im Unternehmen zu hinterfragen. Das kann unangenehm werden, falls man feststellt, dass Vorurteile oder gar Diskriminierungen ein Hindernis für Diversity darstellen. Häufig handelt es sich um unbewusstes Verhalten ("Ältere sind nicht kreativ") oder um Konventionen, die bestimmte Gruppen automatisch ausschließen ("Wichtige Besprechungen nur nach 18.00 Uhr"). Es können auch soziale Konflikte entstehen, wenn bisher bevorzugte Gruppen eine soziale Abwertung befürchten. So muss Diversity Management sich auf die Bewältigung von Konflikten einstellen. Zudem ist eine Überprüfung der Personalsysteme und -instrumente und deren praktischer Anwendung erforderlich. Diversity Management braucht überprüfbare Ziele und Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitenden. Das ist nicht ohne Ressourcen (Menschen, Zeit und Geld) zu bekommen. Insofern gilt: Wer ein gutes Diversity Management will, muss bereit sein, sich hierauf einzulassen. Dazu gehört auch ein klares Commitment, das von der jeweiligen Unternehmensleitung ausgehen muss. Das ist ein mühsamer Weg, aber dieser Weg lohnt sich, für das Unternehmen, für Führungskräfte wie Mitarbeitende und last but not least die Kundschaft und die Gesellschaft insgesamt. Ein gutes Diversity Management befördert den Unternehmenserfolg.

Prof. Dr. Werner Widuckel

Prof. Dr. Werner Widuckel

ist Sozialwissenschaftler und Professor für Personalmanagement und Arbeitsorganisation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er war von 2005 bis 2010 Personalvorstand und Arbeitsdirektor der AUDI AG.

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