Hellbrauner Strauch neben einen Innenhof-Gewässer

Artenvielfalt.

Wie artenreich ist der "NÜRNBERGER See"?

In der Mittagspause den Blick über die Wasserfläche schweifen lassen. Einfach mal durchatmen. Rund um den "NÜRNBERGER See" lässt es sich wunderbar entspannen und neue Kraft tanken. Aber kann ein künstlich angelegtes Gewässer mitten in der Stadt auch zur Artenvielfalt beitragen?

Das wollten wir von Christoph Grünfelder vom Umweltreferat Nürnberg wissen. Auf einem gemeinsamen Rundgang haben wir den See in Sachen Ökologie genau unter die Lupe genommen.

Unverzichtbar für Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Seen, Teiche & Co. findet man in Stadtzentren eher selten. Dabei können Wasserelemente städtische Architektur nachhaltig aufwerten. So zum Beispiel geschehen im Innenhof der NÜRNBERGER Versicherung. Dort reguliert ein künstlich angelegter See mit 8.000 qm Fläche das Mikroklima und dient als Regenauffangbecken und Wasserspeicher. Damit fördert der "NÜRNBERGER See" die Nachhaltigkeit und sorgt z. B. auch für Hitzeregulation im Sommer.

Zitate

"Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser ist ein kostbares, für die Natur und den Menschen unentbehrliches Gut."

Europäische Wasser-Charta, Straßburg 1968

Was ist mit der Artenvielfalt?

Wir wollten herausfinden, ob der See auch etwas zur Artenvielfalt beitragen kann. Deshalb haben wir Christoph Grünfelder vom Umweltreferat NÜRNBERG eingeladen und um seine Einschätzung gebeten. Auf einem gemeinsamen Rundgang erklärt er uns, dass auch ein künstliches und technisch ausgelegtes Gewässer einen ökologischen Beitrag leistet. Ganz besonders im städtischen Umfeld. Denn es bietet wassergebundenen Tieren wie Enten und Libellen einen Rückzugsort und Nahrung in einer überwiegend "kargen" Umgebung.

Das klingt vielversprechend. Etwas Luft nach oben in Sachen Artenvielfalt gibt es aber dennoch. Denn natürliche Gewässer enthalten beispielsweise noch mehr organische Materialen, die zahlreichen Tierarten als Nahrungsquelle dienen.

Ein Gespräch mit Christoph Grünfelder

Mann und Frau knien mit Mütze auf dem Kopf und unterhalten sich

Im Gespräch erklärt uns Christoph Grünfelder, wie wichtig Wasserflächen gerade im städtischen Raum sind. Denn sie bieten u. a. verschiedenen Vogelarten und Insekten eine wichtige Nahrungsquelle.

Kann man ein künstliches Gewässer nachträglich ökologisch aufwerten?

Auf jeden Fall. Mit relativ einfachen Mitteln lässt sich rund um einen künstlichen See auch nachträglich ein Lebensraum für Wasserläufer, Libellen & Co. gestalten. Und das ohne etwas an den grundsätzlichen Strukturen zu verändern. Wie genau das funktionieren könnte, das hat uns Christoph Grünfelder erklärt.

4 Tipps für mehr Artenvielfalt:

1. Bringt man zusätzlich Körbe am Rand des Sees an und bepflanzt diese, schafft man neuen Lebensraum und Nahrung für Wasserinsekten wie Libellen, Käfer und Wasserläufer.

2. Beete bzw. Filterbecken rund um den See kann man einfach ökologisch aufwerten, indem man das Schilf um verschiedene Röhricht-Arten oder auch Seggen und Binsen ergänzt. Denn es gilt: Je mehr Pflanzenarten - desto mehr Insektenarten können sich ansiedeln.

3. Wenn man das Röhricht in den Filterbecken über den Winter stehen lässt, können verschiedene Stadien von Insekten (Eier, Raupen, Larven, Puppen) dort überdauern. Außerdem ist es tierfreundlich, das Schnittgut aus den Filterbecken an einer geeigneten Stelle anzuhäufen und bis in die zweite Jahreshälfte zu belassen.

4. Aus ökologischer Sicht macht es Sinn, vor allem heimische, standortgerechte Laubbaumarten um ein Gewässer herum zu pflanzen. Denn Laubbäume bieten im Allgemeinen bessere Lebensraumbedingungen für viel mehr Arten als Nadelgehölze

Fazit: Mehr Wasserflächen in die Stadt integrieren

Jedes Gewässer in der Stadt ist also wertvoll - ob technisch oder natürlich angelegt. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir in Metropolen möglichst viel Wasser zur Klimaregulation und als Speicher.

Idealerweise hat man bei der Gestaltung der Wasserflächen auch die Artenvielfalt im Blick. Zum Wohle von Mensch und Natur. Denn "Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand", wie es Charles Darwin formulierte.

Wie wäre es mit einem artenreichen Teich im heimischen Garten?

Es müssen gar keine 8.000 qm sein, um ein tierfreundlichen Teich anzulegen. Das klappt auch im heimischen Garten oder sogar auf dem Balkon. Idealerweise an einem sonnigen Platz. Und so ein Gartenteich ist nicht nur schön anzusehen, sondern es gedeihen dort auch verschiedene Wasser- und Sumpfpflanzen. Außerdem wird er von Vögeln und Kleintieren als Tränke genutzt und bietet Lebensraum für Libellen, Wasserläufer, Wasserkäfer und Frösche.

Artenreicher Teich

Damit das Projekt Gartenteich ein Erfolg wird, gibt es ein paar Punkte zu beachten:

Flache Uferzone
Durstige Vögel und Kleintiere brauchen einen flachen Uferbereich, damit sie gefahrlos ans Wasser herankommen. Denn insbesondere Igel laufen ansonsten Gefahr, von steilen Teichrändern nicht zurück ans Ufer zu kommen. Zusätzlich kann man noch Ausstiegshilfen in Form Ästen oder kleinen Leitern zur Verfügung stellen. Darüber hinaus werden Steinhaufen oder auch größere Steine gerne als Ruheplatz oder sicherer Unterschlupf genutzt.

Verschiedene Wassertiefen
Verschiedene Wassertiefen bzw. -zonen machen den Teich artenreicher, denn jede Teichzone hat ihre eigene vielfältige Pflanzenwelt. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) empfiehlt 3 Zonen: in der Mitte mit einer Mindesttiefe von mindestens 80 bis 100 Zentimetern, die anschließende Zone hat eine Wassertiefe von 20 bis 50 Zentimetern und die flache Sumpfzone schließlich leitet über zum Ufer.

Abwechslungsreiche Pflanzenwelt
Beim Bepflanzen des Teiches gilt: Je vielfältiger die Pflanzenwelt in den verschiedenen Zonen - desto mehr unterschiedliche Lebewesen können sich dort ansiedeln. Für die Tiefwasserzone kommen vor allem Sauerstoffpflanzen in Frage, die Nährstoffe aufnehmen und Sauerstoff abgeben. Dazu gehören Seerosen, Krebsschere, Wassernuss und das Schwimmende Laichkraut. In der nächsten Wasserzone - der Flachwasserzone gedeihen beispielsweise Schwanenblume, Rohrkolben und andere Röhricht-Pflanzen sowie Pfeilkraut. Und für die Uferzone sind z. -B. Wasserminze und Sumpfvergissmeinnicht geeignet. Übrigens: Besonders Libellen lieben Röhricht um den Teich.

Keine geschlossene Eisdecke
Idealerweise sollte ein Teich niemals ganz zufrieren und daher eine Mindesttiefe von 80 bis 100 Zentimetern haben. So können z. B. Molche und Frösche am Grund des Teichs überwintern. Ein Röhricht-Gürtel am Teichrand verhindert eine geschlossene Eisdecke und bietet Tieren im Winter außerdem einen wertvollen Unterschlupf.

Möglichst wenig/keine Technik
Mit den richtigen Pflanzen am passenden Standort braucht man keine Pumpen, Skimmer oder Wasserfilter am Gartenteich. Grundsätzlich gilt: Je größer ein Teich, desto rascher stellt sich ein ökologisches Gleichgewicht ein. Und viel tierfreundlicher ist es, öfter zum Kescher zu greifen, um Blätter, Algen oder diverse abgestorbene Pflanzenteile aus dem Teich zu fischen

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