Was sind Typklassen in der Autoversicherung?
Rund 26.000 Automodelle fahren aktuell auf deutschen Straßen. Sie alle werden jedes Jahr in einem neuen Typklassen-Verzeichnis bewertet. Dabei werden aktuelle Schadenstatistiken sowie neu zugelassene Pkw-Modelle berücksichtigt. Erfasst der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für ein Modell weniger Fahrzeugschäden und dadurch geringere Reparaturkosten, stuft er dieses Fahrzeug in eine niedrigere Typklasse ein. Die Versicherungskosten für den Halter sinken.
Ein unabhängiger Treuhänder ermittelt im Auftrag des GDV die jeweiligen Werte für jedes Automodell. Diese Berechnung basiert auf den Schadenmeldungen der Versicherten an die im GDV organisierten Versicherungsunternehmen. Die Typklasse spiegelt dabei nicht nur die Schadenbilanz des Vorjahres wider, sondern bildet den Durchschnitt der vergangenen 3 Jahre ab. Die Typklassen-Einstufung ist für die Versicherer eine unverbindliche Empfehlung. Sie wird in der Praxis aber meist angewendet.

Wann werden die neuen Typklassen veröffentlicht?
Das Typklassenverzeichnis erscheint wie die Einstufung der Regionalklassen im Spätsommer, meist Ende August/Anfang September. Die Änderungen treten jeweils zum folgenden Jahreswechsel in Kraft.
Wie unterscheiden sich die Typklassen in der Kfz-Versicherung?
Manche Automodelle sind besonders oft in Unfälle verwickelt. Andere geraten dafür häufiger ins Visier von Dieben oder Vandalen. Die Typklasse fasst diese Unfall- und Schadenbilanz als Berechnungsgröße für die Kfz-Haftpflicht, Teilkasko oder Vollkasko zusammen. Ihr Auto fällt je nach Kfz-Versicherung in eine andere Typklasse, denn Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko regulieren unterschiedliche Schadenfälle.
Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflicht-Versicherung versichert Sie bei Unfällen gegen die Ansprüche Dritter. Hier sind vor allem die Unfallhäufigkeit und die Höhe des Schmerzensgeldes für Unfallopfer für die Typklasse des jeweiligen Automodells ausschlaggebend. Die Teilkasko übernimmt fremdverursachte Schäden an Ihrem Fahrzeug. Die Typklasse hängt also davon ab, wie oft es mit Diebstahl, Brand, Unwetter, Glasschäden durch Steinschlag oder Wildunfällen in Berührung kommt. Bei der Vollkasko kommen die Folgen selbst verschuldeter Unfälle sowie Vandalismus hinzu.
Mehr zu den Unterschieden zwischen der Teilkasko- und Vollkasko-Versicherung lesen Sie in unserem Ratgeber.
Davon hängt die Typklasse Ihres Autos ab:
- Fahrzeugalter bei Erwerb
- Unfallhäufigkeit
- Reparaturkosten
- Anzahl der Diebstähle
- Anzahl der möglichen Schadenfälle in der jeweiligen Kfz-Versicherung
- Wohneigentum (Ist eine Garage vorhanden?)
- Nutzerkreis (Wie viele Personen fahren das Auto?)
Aufgrund dieser Berechnungsgrundlage kann ein teurer Oberklassewagen in der Teilkasko eine höhere Typklasse haben, da er häufig gestohlen wird. Dafür fällt die Typklasse in der Vollkasko womöglich niedriger aus, weil der Fahrer mit seinem wertvollen Besitz eventuell umsichtiger unterwegs ist und weniger Unfälle verursacht.
So erfahren Sie Ihre Kfz-Typklasse.
Sie können die aktuelle Typklasse Ihres Autos mit wenigen Klicks im Internet herausfinden. Dazu geben Sie z. B. einfach auf der Website des GDV die 4-stellige Schlüsselzahl des Herstellers und die 3-stellige Schlüsselzahl des Wagentyps ein. Die Zahlen finden Sie im Fahrzeugschein.
Sollten Sie den Fahrzeugschein nicht zur Hand haben, können Sie die "komplexe Suche" des GDV nutzen. Hier brauchen Sie nur den Herstellernamen und den Autotyp angeben, um die Typklasse zu ermitteln.
Welche Typklassen sind besonders günstig?
Generell wird die niedrigste Typklasse 10 in der Haftpflichtversicherung meist nur von Oldtimern erreicht. Diese Autos werden seltener und vorsichtiger gefahren. Auch Wagen mit wenig PS fallen häufig in niedrigere und damit günstigere Typklassen. Dazu zählt etwa der Fiat Seicento 0.9 mit 29 KW. Er wurde 2016 in Typklassen zwischen 12 und 15 eingestuft. Ebenso der Ford C-Max 1.8 mit 88 KW.
Geänderte Kfz-Typklassen und die Folgen.
Alljährlich fragen sich Millionen von Autohaltern: Ändert sich meine Typklasse, wird die Versicherung günstiger oder teurer? 2016 blieb für 70 % der Fahrzeuge in der Haftpflichtversicherung alles beim Alten. Anders sah das für Kaskoversicherte aus: Rund 45 % der Fahrzeuge wurde in neue Klassen eingestuft. Knapp 14 Mio. Pkw kamen in niedrigere Typklassen, etwa 1,1 Mio. in höhere.
Bei Änderungen wird der Versicherungsbeitrag zum folgenden Jahresbeginn angeglichen. Bei einer niedrigeren Typklasse sinkt er, bei einer höheren wird er heraufgesetzt. Allerdings kann die Höhe des Beitrags auch durch eine neue Einstufung der Regionalklasse beeinflusst werden. Womöglich bleiben die Beiträge trotz höherer Typklasse unverändert, wenn die Regionalklasse gleichzeitig sinkt.
Ist Ihre Typklasse in der Teilkasko gestiegen? Dann lohnt sich ein prüfender Blick auf die Typklasse in der Vollkasko. Womöglich empfiehlt sich ein Wechsel aufgrund einer günstigeren Einstufung Ihres Wagens.
Änderung der Typklassen betrifft jeden.
Ändern sich die Indexwerte in der Kfz-Versicherung, ist davon jeder Halter eines in Deutschland zugelassenen Autos betroffen. Wir informieren Sie mit der Beitragsrechnung schriftlich, wenn Ihre Typklasse sinkt oder steigt. Oder Sie werfen bereits Ende August/Anfang September einen Blick in die Typklassen-Datenbanken.
Welche Rolle spielt die Regionalklasse bei der Autoversicherung?
Neben den Typklassen sind auch die Regionalklassen für die Höhe des Versicherungsbeitrags entscheidend. Hier wird nicht das Automodell, sondern Ihr Wohnort nach den folgenden Risikofaktoren statistisch bewertet:
- Fahrverhalten der Autofahrer
- Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge
- Örtliche Straßenverhältnisse
- Häufigkeit von Diebstählen
- Sturm- und Hagelschäden
- Anzahl der Wildunfälle
Autofahrer in Berlin haben eine sehr viel höhere Regionalklasse als etwa Pkw-Halter in Bremen, denn in der Hauptstadt werden bundesweit mit Abstand die meisten Autos gestohlen. Auch bei den Regionalklassen werden die unterschiedlichen Schadenfälle für Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko nach ihrer regionalen Verbreitung erfasst und alljährlich in einer neuen Statistik veröffentlicht. Sie ist für die Versicherer nicht verbindlich, wird aber wie bei den Typklassen meist angewendet.
Kfz-Typklassen: Höher bedeutet nicht unbedingt teurer.
Die Typklasse ist neben Regionalklasse und Schadenfreiheitsklasse ein wichtiger Faktor für die Beitragshöhe Ihrer Kfz-Versicherung. Sie wird für Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko nach unterschiedlichen Kriterien erstellt und jedes Jahr für alle Automodelle neu berechnet. Eine höhere Einstufung muss nicht zwangsläufig dazu führen, dass Sie mehr zahlen müssen - sprechen Sie uns an!