Immer mehr Rentner, immer weniger Beitragszahler.
Wovor haben Sie in der Zukunft am meisten Angst? Diese Frage stellte die NÜRNBERGER Versicherung zusammen mit dem F.A.Z. Institut im Rahmen der Studie "Millennials". Überraschendes Ergebnis: Bereits an 2. Stelle nannten die Befragten der Generation Y "Altersarmut", an 1. Stelle steht "Terrorismus". Wir erklären, wie private Altersvorsorge Zukunftsängste mindert.
Die Altersarmut in Deutschland nimmt stetig zu. Darin sind sich alle Verbände und Forschungsinstitute einig. Jeder 7. Rentner ist jetzt schon armutsgefährdet, im Jahr 2036 wird jeder 5. neue Rentner davon bedroht sein, so eine aktuelle Bertelsmann-Studie. Das betrifft vor allem alleinstehende Frauen, Langzeitarbeitslose und gering qualifizierte Erwerbstätige. Sie werden sich zusätzlich auf das soziale Netz des Staates verlassen oder sich mit Minijobs über Wasser halten müssen. Gut ein Drittel der heutigen Arbeitnehmer fürchtet, dass die gesetzliche Rentenversicherung im Alter für sie nicht ausreicht. Denn steigende Lebenserwartung trifft auf abgesenktes Rentenniveau. Hinzu kommen die Besteuerung der Rente und ein schwieriger Arbeitsmarkt vor und im Rentenalter.
Auch wenn alle Prognosen zum Anstieg von Armut im Alter an eine Vielzahl wirtschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklungen gekoppelt sind, so besteht besonders für die jüngeren Arbeitnehmer persönlicher Handlungsbedarf. Wer heute unter 30 ist, dem ist Geld hier und heute wichtiger als die eigene Altersvorsorge.
In der NÜRNBERGER-Studie verschieben 40,5 % der Befragten das Thema Vorsorge in die Zukunft. Aber noch können die zwischen 1980 und 2000 Geborenen der "Generation Y", auch "Millennials" genannt, die Gefahr der Altersarmut rechtzeitig kompensieren. Eine längere Lebensarbeitszeit und eine angemessene private Altersvorsorge sind aus Sicht des Deutschen Instituts für Altersvorsorge ein möglicher Ausweg aus dem Dilemma.

Klassische Rentenversicherung
Für alle, die später nicht kürzertreten wollen.
Was versteht man unter Altersarmut? Welche Aspekte spielen dabei eine Rolle?
- Arm ist nicht gleich Armut: Ob man sich selbst als arm oder reich empfindet, hängt von der persönlichen Wahrnehmung und dem eigenen Anspruch ab. Derzeit gelten in der EU unter 60 % des allgemeinen mittleren Einkommens als Armutsgrenze (Armutsrisikoquote). Das Deutsche Institut für Altersvorsorge spricht von Altersarmut, wenn zusätzlich die staatliche Grundsicherung beansprucht wird (Grundsicherungsquote).
- Im Sommer 2017 galten 917 EUR im Monat als Existenzminimum für einen Single. Man spricht von rund 2,6 Millionen Menschen über 65 Jahre, die armutsgefährdet sind. 535.000 Menschen erhielten eine Grundsicherung von durchschnittlich 700 EUR, diese Anzahl ist rasant gestiegen und alarmiert viele Experten. Über 1 Million Senioren, davon rund 162.000 über 75 Jahre, arbeiten in Mini-Jobs, um über die Runden zu kommen.
- Deutschland wird älter: Die Deutsche Rentenversicherung zeigt auf, dass im Jahr 2000 noch 42 Millionen Menschen erwerbstätig waren, die im Durchschnitt 45 Jahre Beiträge einzahlten. 2050 werden es nur noch geschätzte 30 Millionen sein. Schon heute zahlen Versicherte nur noch 35 Jahre ein, obwohl sie deutlich länger leben. Ab circa 2025 wird diese Überalterung das jetzige Rentensystem stark belasten. Auch wenn parallel die Entwicklung der Löhne und der Beschäftigungsquote wichtige Rollen spielen - die Überalterung hat komplexe Auswirkungen auf unser Rentensystem. Bereits jetzt wurden von der Politik ein späterer Renteneinstieg und ein Absenken des Rentenniveaus beschlossen.
- Altersarmut hat vielfältige Ursachen: Erwerbsbiografien mit Unterbrechungen durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Pflege, mehr Alleinlebende und alleinerziehende Mütter ohne familiäre Absicherung, mehr Beschäftigte im Niedriglohnsektor, mehr befristete Verträge, Teilzeit oder Leiharbeit, geminderte Ansprüche auf Erwerbsminderungsrente, sinkendes Rentenniveau, höheres Renteneinstiegsalter, Besteuerung von Renten.
- Langzeitprognosen sind problematisch: Die vielen Stellschrauben in Politik und Gesellschaft machen einheitliche Prognosen sehr schwierig. Wissenschaftler fokussieren sich heute auf die Marktentwicklung (Löhne und Gehälter), Verhaltensänderungen der Versicherten (länger arbeiten, Minijobs, private Vorsorge) und gesetzliche Rahmenbedingungen (doppelte Haltelinie für Beitragssatz und Rentenniveau).
Machen Sie rechtzeitig einen Kassensturz. Informieren Sie sich über Ihre Rentenansprüche.
Altersarmut vermeiden: Auch wenn die Rente noch Jahrzehnte entfernt ist, sollte sich jeder Erwerbstätige rechtzeitig einen Überblick über die eigenen Rentenansprüche verschaffen. So erhalten Sie eine verlässliche Grundlage für die Planung einer zusätzlichen privaten Altersvorsorge. Die Deutsche Rentenversicherung schickt Ihnen jährlich Ihre Renteninformation. Oder vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Rentenberater. Außerdem helfen verschiedene Online-Rechner der Rentenversicherung bei der Einschätzung von Höhe und Beginn der eigenen Rente.
An privater Vorsorge führt kein Weg vorbei. Welche Möglichkeiten haben Sie? Ein Überblick.
Wissenschaftler, Versicherer und Sozialverbände sind sich im Grundsatz einig, dass kein Weg an der privaten Altersvorsorge vorbeiführt - und man möglichst frühzeitig damit anfangen sollte, um nicht auf die gesetzliche Rentenversicherung allein angewiesen zu sein. Varianten für die private Vorsorge gibt es genug:
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Betriebliche Altersversorgung
Ein Teil Ihres Gehalts fließt direkt in eine private Rentenversicherung, als freiwillige Leistung Ihres Arbeitgebers oder durch Sie selbst finanziert. Bedenken Sie, dass Ihr rentenrelevanter Bruttolohn dadurch etwas absinkt und die Betriebsrente versteuert werden muss.
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Fondsgebundene Rentenversicherung
Die fondsgebundene Rentenversicherung verknüpft eine lebenslange Rentenzahlung mit einem Fondssparplan. Je nach Risikobereitschaft können Sie dadurch mehr Rendite erwirtschaften.
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Klassische Rentenversicherung
In der konventionellen Rentenversicherung zahlen Sie regelmäßig Beiträge ein und erhalten im Rentenalter entweder eine einmalige Auszahlung oder eine lebenslange Rente.
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Lebensversicherungen
Sie wählen zwischen einer Kapitallebensversicherung, die ab dem Renteneintritt eine Summe auszahlt, oder einer Risikolebensversicherung, bei der Ihre Angehörigen nach Ihrem Tod eine feste Summe erhalten. Diese muss seit 2005 voll versteuert werden.
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Rürup-Rente
Ab dem 62. Lebensjahr können Sie vom Eingezahlten eine monatliche Rente erwarten, eine Basisrente. Sie ist steuerlich begünstigt und auch für Selbstständige interessant.
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Riester-Rente
Sie schließen eine der verschiedenen Varianten ab, sei es klassisch, fondsgebunden, als Fondssparplan, Banksparplan oder Bausparen, und erhalten ab 60 eine monatliche Rente.
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Angst vor Armut im Alter und trotzdem sorgen nur wenige Millennials vor.
Die NÜRNBERGER Studie zeigt, dass die sogenannten Millennials Ängste vor Armut im Alter und vor fehlenden finanziellen Rücklagen haben. Und dennoch - die meisten Millennials verzichten auf das Ansparen oder die Vorsorge fürs Alter. Die Studie weist eine gewisse Distanz zu Versicherungsthemen, Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge auf. Tatsächlich erschweren es die Erwerbsbiografien heutiger jüngerer Arbeitnehmer, finanzielle Mittel für die Vorsorge beiseitezulegen oder gar zu erwirtschaften.
Das individuelle Einkommensportfolio wird in Zukunft immer wichtiger. Bereits heute ergänzen Rentner ihre gesetzliche Rente durch Betriebsrenten, Mieteinnahmen, Mini-Jobs oder andere Leistungen wie die Grundsicherung. Für Millennials gilt, dass nicht allein die gesetzliche Rente das Alterseinkommen und die Gefahr der Altersarmut bestimmt, sondern auch die Verfügbarkeit anderer Einkommensquellen wie die Einkünfte des Lebenspartners, Erbschaften, Haus- und Grundbesitz, privater Vorsorgeleistungen.
Darüber hinaus sind Faktoren wie Ausbildung und Qualifizierung wichtig. Besonders langzeitarbeitslose Arbeitnehmer, Frührentner und gering Qualifizierte sind von Altersarmut betroffen. Die Millennials gehen davon aus, "lange genug" arbeiten zu können. Ein Irrtum! Denn tatsächlich steigt schon jetzt die Anzahl der Frührentner ständig. Private Vorsorge wird also, gerade für Millennials, wichtiger denn je.