Wer eine Ausbildung beginnt, verdient sein erstes eigenes Geld. Das bringt nicht nur ein Gefühl der Freiheit, sondern auch neue Verpflichtungen. Dinge, um die sich früher die Eltern gekümmert haben, fallen nun in Ihre Verantwortung, zum Beispiel Ihre Versicherungen. Doch welche Versicherungen sind für Auszubildende sinnvoll und welche nicht? Wir zeigen, welche Policen Sie benötigen.
Die wichtigsten Versicherungen für Azubis.
Diese Versicherungen brauchen Sie während der Ausbildung.
Ohne Krankenversicherung geht es nicht
Mit Beginn der Ausbildung sind Sie zum ersten Mal selbst krankenversichert und zahlen dafür einen eigenen Beitrag. Sie melden Ihrem Arbeitgeber einfach, für welche gesetzliche Krankenversicherung (GKV) Sie sich entschieden haben und alles Weitere wird veranlasst. Der Beitrag setzt sich zusammen aus dem einheitlichen Beitragssatz von aktuell 14,6 % (Stand 2020) und einem Zusatzbeitrag, der individuell erhoben werden kann. Beides wird direkt vom Gehalt abgezogen, eine Hälfte übernehmen Sie, die andere Ihr Arbeitgeber. Achten Sie bei der Wahl nicht nur auf die Höhe des Beitrags, sondern auch auf die Leistungen.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben einen sehr ähnlichen Leistungskatalog, unterscheiden sich aber zum Beispiel bei den Zusatzleistungen wie alternative Heilmethoden. Als Azubi sind Sie kein Spitzenverdiener und eine private Krankenvollversicherung kommt noch nicht infrage. Trotzdem können Sie bereits jetzt eine private Zusatzversicherung z. B. mit Leistungen für Bleaching, professionelle Zahnreinigung, für Brillen, fürs Krankenhaus oder Auslandsreisen abschließen. Zusatztarife leisten immer da, wo den Leistungen der GKV Grenzen gesetzt sind.
Private Haftpflichtversicherung für Azubis: oft noch bei den Eltern abgesichert
Als Azubi brauchen Sie nicht viele Versicherungen. Die private Haftpflichtversicherung sollte aber dazugehören. Sie bezahlt, wenn Sie aus Versehen einen anderen Menschen schädigen - egal, ob Sie einen wertvollen Ledermantel ruinieren oder bei einem Fahrradunfall jemanden schwer verletzen. Gerade Personenschäden können sehr teuer werden, und wenn Sie nicht versichert sind, müssen Sie dafür aus eigener Tasche bezahlen.
Die gute Nachricht: Als Azubi sind Sie möglicherweise noch im Haftpflichtvertrag Ihrer Eltern mitversichert. Das gilt, wenn Sie unverheiratet sind und gerade Ihre erste Ausbildung absolvieren. Fragen Sie am besten bei der Versicherung Ihrer Eltern. Nach der Ausbildung sollten Sie auf jeden Fall schnell einen eigenen Vertrag abschließen.
Berufsunfähigkeitsversicherung für Azubis: für den Ernstfall vorsorgen
Wenn Sie gerade erst ins Berufsleben starten, denken Sie vermutlich nicht daran, wie schnell es damit wieder vorbei sein kann. Ein Unfall, eine schwere Erkrankung oder psychische Probleme können dafür sorgen, dass Sie über einen längeren Zeitraum nicht arbeiten können. Vom Staat können Sie als Azubi nur wenig Unterstützung erwarten. Selbst wenn Sie die dafür benötigten Bedingungen erfüllen, ist die Rente meist so niedrig, dass sie nicht zum Leben reicht.
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt Ihnen von Vertragsabschluss an eine monatliche Rente, sollten Sie aus gesundheitlichen Gründen mindestens 6 Monate nicht mehr als 50 % arbeiten können. Wenn Sie etwas von Ihrem Gehalt übrig haben, lohnt sich diese Absicherung. Die Beiträge für junge Menschen sind vergleichsweise niedrig. Und wird erst einmal eine schwere Erkrankung festgestellt, kann eventuell kein Berufsunfähigkeitsschutz mehr vereinbart werden. Wichtig ist dabei, dass Sie die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente am Ende der Ausbildung ohne erneute Gesundheitsprüfung an Ihr neues Gehalt anpassen können - man nennt dies auch Nachversicherungsgarantie.
Diese Versicherungen sind für Auszubildende eine gute und sinnvolle Ergänzung
Haben Ihre Eltern eine Hausratversicherung, gilt diese auch für Ihren Hausrat, wenn Sie während der Ausbildung weiterhin zu Hause wohnen. Ziehen Sie in die erste eigene Wohnung, ein WG-Zimmer oder ein Wohnheim, sind Sie möglicherweise immer noch über Ihre Eltern versichert. Prüfen Sie trotzdem, ob es nicht sinnvoll wäre, selbst eine Hausratversicherung abzuschließen. Denken Sie auch an Ihre technischen Geräte oder Ihr Fahrrad.
Haben Sie einen Unfall auf der Arbeit oder dem Arbeitsweg, zahlt die gesetzliche Unfallversicherung. Unfälle in der Freizeit sind davon nicht abgedeckt. Aus diesem Grund kann eine private Unfallversicherung sinnvoll sein. Wichtiger ist jedoch die Berufsunfähigkeitsversicherung. Bekommen Sie diese nicht, weil Sie zum Beispiel eine Vorerkrankung haben, ist die Unfallversicherung eine gute Alternative.
Benötigen Sie ein eigenes Auto, um die Ausbildungsstätte oder die Berufsschule zu erreichen, müssen Sie dieses ebenfalls versichern. Verpflichtend ist die Kfz-Haftpflichtversicherung. Für Fahranfänger kann diese jedoch sehr teuer sein. Günstiger wird es, wenn Ihre Eltern Ihr Auto als Zweitwagen versichern. Die Kfz-Haftpflicht zahlt, wenn Sie mit Ihrem Auto einen Schaden anrichten. Schäden am eigenen Auto deckt hingegen die Kaskoversicherung ab. Gerade wenn Sie ein älteres Modell fahren, sollten Sie sich aber überlegen, ob sich diese Police wirklich für Sie rechnet.
Frühzeitig an später denken
Zugegeben: Während der Ausbildung schon an die Rente zu denken, wirkt übervorsichtig. Wer allerdings bereits früh damit anfängt, Geld zurückzulegen, kann sich später über eine schöne Zusatzrente freuen. Wenn Ihr Gehalt es zulässt, können Sie schon während der Ausbildung beginnen, kleine Beiträge zurückzulegen und diese später erhöhen - etwa beim Berufseinstieg. Für Azubis eignet sich zum Beispiel die betriebliche Altersvorsorge. Der Vorteil: Die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge werden vom Arbeitgeber bezuschusst oder sogar ganz übernommen.