Die Diagnose von MS basiert auf einer Kombination aus Anamnese, elektrisch unterstützten Funktionstests, Bildgebung (meist Magnetresonanztomografie, MRT) und neuropsychologischen Tests. Zudem kann eine Liquordiagnostik (Lumbalpunktion) zur Untersuchung des Nervenwassers durchgeführt werden. Blutanalysen können hilfreich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen. Einen Bluttest, der MS direkt nachweisen könnte, gibt es jedoch trotz erster vielversprechender Studien derzeit noch nicht (Stand 2024).
Bei Verdacht auf MS sollten Sie einen Neurologen aufsuchen oder sich von Ihrem Hausarzt an einen Neurologen überweisen lassen. Im Anamnesegespräch wird zunächst geklärt, welche Symptome vorliegen und wie lange der Patient schon unter Muskelschwäche, Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Sehstörungen etc. leidet. Auch gesundheitliche Vorfälle dieser Art, denen der Patient früher keine große Bedeutung beigemessen hat, können ein erster Hinweis auf MS gewesen sein und sollten erwähnt werden. Es folgen klinische Untersuchungen wie ein Blutbild, um andere Erkrankungen auszuschließen, und evtl. eine Liquordiagnostik. Dabei wird mit einer feinen Nadel in Höhe der mittleren Lendenwirbelsäule zwischen die Wirbel gestochen, um Nervenwasser zu gewinnen (Lumbalpuktion). Die Liquordiagnostik kann Aufschluss über Entzündungen in Gehirn und Rückenmark geben.
Funktionstests von Augen und Muskulatur, Tests auf Berührungsempfindlichkeit und evtl. neuropsychologische Tests, mit denen Sprachverarbeitung, Gedächtnis und Lernfähigkeit genauer unter die Lupe genommen werden, geben dem Neurologen weitere Hinweise auf Vorliegen und Ausprägung einer MS.
Funktionsmessungen der Seh- und Hörbahn sowie der sensiblen und motorischen Nervenbahnen sind in der MS-Diagnostik essenziell. Dabei reizt der Arzt einen Nerv, die Haut oder ein anderes Sinnesorgan. Im Gehirn löst das ein Signal aus, welches von Elektroden gemessen wird. Trifft die Antwort auf den Reiz verzögert ein, ist die Reaktionsstärke vermindert. Bei rund 75 % der MS-Erkrankten ist dies der Fall.
Bei 85 % der Patienten sind bereits im Frühstadium der Multiplen Sklerose Veränderungen im Gehirn erkennbar, sogenannte Läsionen. Diese kann der Neurologe auf den Bildern einer Magnetresonanztomografie (MRT) ablesen. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind alle Patienten von Gewebeschädigungen im Gehirn betroffen. Eine MRT zählt zu den Standard-Untersuchungen in der MS-Diagnostik.
Weitere Untersuchungen können eine SEP oder MEP umfassen. Bei der SEP (somatosensibel evozierte Potenziale) wird die Zeit gemessen, die ein elektrischer Impuls benötigt, um von Hand oder Fuß bis ins Gehirn zu gelangen. Außerdem werden Seitenunterschiede nach Stimulation der rechten oder linken Gliedmaßen registriert. Bei der MEP (motorisch evozierte Potenziale) wird mittels einer Magnetspule die Gehirnoberfläche stimuliert, um eine Muskelantwort an Hand oder Fuß zu erhalten.